ISBN: 978-3522506649
Ein Mädchen Namens Willow
Ein Mädchen namens Willow von Sabine Bohlmann
Willow blieb wie angewurzelt stehen. Sie konzentrierte ihre Augen auf das Dickicht. Die Zweige bewegten sich. Das Mädchen ging einige Schritte zurück. Und dann sah sie es. Ein Fuchs trat aus dem Gebüsch hervor. Er blickte Willow direkt in die Augen. Sie wagte nicht, sich zu bewegen. Doch sie hielt seinem Blick stand. Ihr Herz hämmerte laut. So standen sie sich eine Weile gegenüber. Dann war es, als würde der Fuchs den Kopf neigen, um sich zu verabschieden, und verschwand. Willow hätte ihn gern noch länger beobachtet, aber er war nicht mehr zu sehen. Waren Füchse eigentlich gefährlich? Angst hatte sie keine verspürt. Sie war wie verzaubert von der Schönheit dieses Tieres. Sein rotes Fell sah so weich und glänzend aus, dass sie kurz davor gewesen war, ihre Hand auszustrecken und es zu berühren.
Jetzt wurde es ihr bewusst. Sie hatte nicht nur einen Wald geerbt. Sondern mit ihm auch alle Tiere, die in ihm lebten. Jede Blume, jeder Zweig, jedes noch so kleine Blatt, das alles gehörte ihr. Und der Fuchs. Der gehörte auch dazu. Sie hatte einen Fuchs. Und wer wusste schon, welche Tiere sie noch besaß.
Willow legte ihre Hand auf den Stamm der Eiche vor sich. »Ich habe einen Wald«, flüsterte sie. »Ich habe einen Wald!«, schrie sie auf einmal laut und hüpfte lachend über Wurzeln und herumliegende Äste. Dann sah sie noch einmal nach oben, breitete die Arme aus und drehte sich um die eigene Achse. Immer wieder, immer wieder, bis ihr schwindelig wurde und sie sich auf den weichen Waldboden fallen ließ.
In Richtung der Baumwipfel rief sie: »Hallo, Wald. Ich bin Willow. Und ich denke, wir werden viel Spaß miteinander haben!«
ISBN: 978-3522506649
Das erste Sommer-Abenteuer als Hexen beginnt für Willow und ihre Freundinnen im zweiten Band von "Ein Mädchen namens Willow: Waldgeflüster"
Stille. Absolute Stille. Der Wald wollte heute wohl nicht reden. Nicht einmal flüstern. Er verschluckte die Geräusche der Straße, ja der ganzen Welt, und bewahrte sie irgendwo auf. Vielleicht verwandelte er den Autolärm auch einfach in Blätterrauschen, das Schreien der Kinder aus dem Kindergarten in der Nähe in Vogelgezwitscher und das Rauschen der Flugzeuge am Himmel in das Summen der Bienen.
Willow lag im Moos unter der alten Weide vor dem Hexenhäuschen und lauschte der Stille. Sie hörte dem Wald ganz aufmerksam beim Schweigen zu.
»Komm schon, rede mit mir!«, flüsterte sie ihm nach einer Weile zu. Dann schloss sie die Augen und öffnete ihre Ohren noch ein Stückchen weiter. Ja, man kann auch seine Ohren öffnen. Genauso wie man sie verschließen kann, um nur das zu hören, was man hören will. Und Willow merkte, wie schon sooft, dass die Geräuschlosigkeit des Waldes gar nicht so still war.
»Man muss genau hinhören!«, hatte ihr ihre Großtante Alwina immer gesagt, als Willow noch ein kleines Mädchen war.
Jetzt war ihre Großtante gestorben und hatte Willow diesen Wald, das kleine Häuschen und, was das Erstaunlichste war, auch ihre Hexenkraft vererbt.
Willows Mundwinkel bewegten sich langsam nach oben. »Hörst du, Rufus?«, fragte das Mädchen den Fuchs, der mit dem Kopf auf Willows Bauch lag und die Stille des Waldes ebenfalls genossen hatte. Jetzt spitzte auch er die Ohren. Er war, seit Willow die Hexenkraft in sich trug, ihr ständiger Begleiter geworden. Nur wenn sie den Wald verließ, blieb er zurück.
ISBN: 978-3522507479
Drei Mal rief die Eule: „Schuhu, schuhu, schuhu.“
Willow sah auf. Das war das Zeichen. Sie blickte zu Rufus, ihrem Fuchs, hinüber, pustete über die neun Kerzen, die auf einem kleinen Kuchen angeordnet waren, und freute sich, als diese sich auf magische Weise entzündeten. „Ich wollte schon immer mal Kerzen anpusten!“, lachte Willow und setzte sich einen der vier Blumenkränze auf den Kopf, die auf einem Baumstumpf lagen. Dann sah sie sich noch einmal prüfend um. Die bunten Girlanden umsäumten den Platz vor dem Hexenhaus. Von Baum zu Baum waren sie gespannt. Dazwischen leuchtende Lampions. Es war zwar noch heller Nachmittag, aber im dichten Wald konnten ein paar Lichter nicht schaden. Ein kleiner Tisch aus Brettern mit umgedrehten Baumstümpfen, die als Stühle dienten, war festlich gedeckt. Eine Kanne mit Waldbeerenlimo, Obstspieße, Muffins in Fliegenpilzform und Knabbereien standen ebenfalls bereit. An jedem der vier Plätze, war ein weißer Luftballon befestigt.
„Fehlt noch was, Rufus?“, fragte Willow ihren Fuchs, der neben dem rothaarigen Mädchen im Gras saß. Auch Rufus sah sich um. Er wirkte sehr zufrieden. „Also gut. Wir sind bereit!“ Rufus hatte ebenfalls einen kleinen Blumenkranz um den Hals. Sein Fell glänzte wie frisch gebürstet. Willow legte den Kopf in den Nacken. Über sich hörte sie ein Rauschen. Jolanda, Valentinas Eule, flog mit zwei anmutigen Flügelschlägen auf die kleine Lichtung zu und nahm auf einem Ast Platz. Sie blinzelte Willow mit großen Augen an. „Kommen sie?“, fragte diese die Eule und der Vogel blinzelte dem Mädchen erneut zu.
Dann hörte man Gekicher und endlich sah Willow ihre drei Freundinnen. Valentina und Gretchen führten die kleine Lotti, deren Augen mit einem Tuch verbunden waren. Willows Herz machte einen Freudensprung. Ein Eichhörnchen hüpfte ebenfalls auf die Lichtung. Es war Krümel. Er rannte auf Rufus zu und gab ihm einen liebevollen Nasenstüber. Gretchen setzte ihre Schildkröte Kehala auf dem Boden ab, die gemächlich auf einen Stein zuging, auf dem sie es sich gemütlichmachen wollte. Auch sie trug auf ihrem Panzer einen winzigen Blumenkranz. „1,2,3“, zählte Gretchen, und Valentina befreite Lotti von der Augenbinde. „Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, liebe Lotti, happy birthday to you!”, sangen Willow, Valentina und Gretchen im Chor.
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